Paul Rebillot
Der Begründer unserer Arbeit
Paul Rebillot wurde 1931 in Detroit geboren. Er studierte Philosophie und Theaterwissenschaften und arbeitete als Regisseur, Schauspieler und Ausbilder. Ein längerer Aufenthalt in Japan brachte ihm das Kabuki- und No - Theater nahe und er entdeckte die tiefe Kraft östlicher Lebensphilosophie, insbesondere des Buddhismus für sich. Sein praktisches Engagement als Schauspieler und Regisseur führten in durch die experimentierfreudigen 60er Jahre an der Westküste Amerikas.
In dieser Zeit erlebte er eine dramatische Existenzkrise in Bezug auf die Bedeutung und Sinnhaftigkeit seines Lebens und seiner Arbeit. Er ging auf eine Reise der Selbstentdeckung, gab seine Theaterarbeit auf und zog sich in die Abgeschiedenheit zurück. Er durchlebte eine Zeit der intensiven Meditation, während derer er tiefgreifende Zustände von ungewöhnlichen Bewußtseinszuständen erlebte. Er tauchte daraus mit einem völlig neuen Verständnis von sich selber auf. Er erkannte welches Potential die Theaterarbeit haben könnte - ihre heilende, rituelle, magische und spirituelle Kraft.
Seine Suche führte ihn schließlich ans Esalen Institut in Big Sur, Kalifornien. Hier wurde er ein enger Schüler von Dick Price, einem der Stammväter der Gestalttherapie. Während seines langen Aufenthalts dort kam er auch in Kontakt mit Joseph Campbell, der allgemein als einer der größten Mythologen der Welt betrachtet wird. Sein Standardwerk "Der Heros in tausend Gestalten", in dem der universale Mythos des "Weges des Helden" beschrieben wird, wurde für Rebillot zur stark inspirierenden Quelle. Viele andere Menschen, die zu dieser anregenden Zeit in Esalen lebten (Stanislav Grof, Virginia Satir, Moreno ...) inspirierten Paul und machten ihn mit verschiedensten Ansätzen der humanistischen Psychologie und Therapie vertraut.
Auf dem Hintergrund seiner Theaterarbeit, seiner persönlichen Erfahrung von außergewöhnlichen Bewußtseinszuständen, der Gestalttherapie und verwandter humanistischer Therapiemethoden (Psychodrama, holothropes Atmen, reichianische Körperarbeit....) und Campbells mythologischer Arbeit, schuf er eine originäre Form von therapeutischem Ritual, das er die Heldenreise nannte. Dies ist sein erster, ursprünglichster Prozeß; ursprünglich dazu gedacht, Fachleuten auf dem Gebiet der geistigen Gesundheit Einsicht in die Welt ihrer psychotischen Patienten zu gewähren, entwickelte sich die Heldenreise schnell weiter und ist seit mittlerweile über zwei Jahrzehnten auch in Europa für viele Menschen eine entscheidende Bereicherung auf dem Weg ihrer persönlichen und spirituellen Entwicklung geworden.
Rebillot faßte seine Arbeit in einem Buch über die Heldenreise zusammen, das 1995 bei Harper, San Francisco und 1997 in deutscher Übersetzung im Kösel Verlag erschien und 2011 von Eagle Books in Wasserburg am Inn neu aufgelegt wurde.
Neben der Heldenreise wandte sich Paul Rebillot im Laufe der Zeit anderen grundlegenden Themen menschlicher Entwicklung zu. Es entstanden eine ganze Reihe weiterer außergewöhnlich kreativer Prozesse, die auch in diesem Programm beschrieben sind.
Rebillot`s Ziel war immer, moderne Formen der Bewußtseinsentwicklung mit uralten Wegen und Wissen über menschliche und spirituelle Entwicklung zu verbinden. Durch das Ansprechen aller menschlichen Ebenen wird das schlummernde Potential von selbstinitiierter Heilung und Entwicklung entfaltet und gefördert. Eine neue Qualität von individueller Selbsttherapie innerhalb eines schützenden Gruppenrahmens ist hier entstanden.
Die Strukturen, die Paul Rebillot entwickelte, bieten uns modernen, verstandesorientierten Menschen wieder Zugang zu unseren Gefühlen, zu unserer Lebendigkeit und sie vermitteln uns eine tiefe Antwort auf die Frage wer wir sind, woher wir kommen und wohin wir gehen.
Ein professionelles Training, das Gestalttherapie in Theorie und Praxis in Verbindung mit Theater, Ritual, Mythos und Gruppenprozessen vermittelt, setzte Paul Rebillot erstmals an der North American School of Gestalt and Experimental Teaching in Kalifornien um, später dann auch an verschiedenen Orten in Europa. Als Paul Rebillot sich aus gesundheitlichen Gründen aus der Arbeit in Europa zurückzog, übergab er die Ausbildung im deutschsprachigen Raum an Franz Mittermair vom IGE.
Paul Rebillot kämpfte acht Monate mit den Folgen einer schweren Lungenentzündung. Am 11 Februar 2010 starb er in seinem Haus in San Francisco, umgeben von liebevollen Freunden. Paul Rebillot hinterliess seinen jüngeren Bruder Melvin, seine langjährige Assistentin Melissa Kay und zahlreiche Freunde und Schüler in Europa und in den USA.